Straßenbahnmuseum Köln Thielenbruch

Um es vorweg zu nehmen: Es mag schräg klingen, es mag die Nähe von Nerds und Freaks in sich tragen, aber sobald man nur den "Märchenbahnhof" der KVB, also die Betriebshalle der Straßenbahnendhaltestelle Thielenbruch, sieht, wird man zugeben müssen, dass man gewisse Dinge erst einmal gesehen haben muss, um darüber urteilen zu können. 

Stilvoll wäre eine Anreise per Straßenbahn gewesen und das Einfahren in die historisch angepasste Haltestelle, die sich unmittelbar an das wilhelminische Originalgebäude aus dem Jahre 1906 angliedert, hätte bereits Lust auf mehr gemacht. Aber selbst die Anreise per Auto ist problemlos möglich, denn Parkplätze stehen ausreichend zur Verfügung. Nach Betreten des Museums öffnet sich der Blick in die Betriebshalle, die gefüllt ist mit historischen Fahrzeugen der Kölner Straßenbahngeschichte. Bei meinem Besuch am 12.03.2017 wimmelte es zudem vor lauter Vereinsmitgliedern, die sich engagiert um die Besucher kümmerten und an der in der Betriebshalle befindlichen Kaffeebar standen die Besucher gut gelaunt an, um sich mit Kaffee und Kuchen zu versorgen. 

Der erste Gang führte zur Pferdebahn, das älteste Gefährt in der Halle, welches sich in der Nähe von Plakatständern befindet, die einen tollen Eindruck der Kölner Innenstadt - natürlich alles mit Bezug zur Straßenbahn - liefern und bei vielen Besuchern aufgrund der wunderschönen Bilder Wehmut hervorriefen, da sie die Innenstadt Kölns vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zeigen.

Durch Zufall - eine kräftige Herrenstimme verkündete den Beginn einer Rundführung - schlossen wir uns einer Führung an und dies war die besten Entscheidung. Ein älterer Herr, der in urkölscher Art und mit vielen Details zum Kölner Alltag die Themen rund um die Straßenbahn bereicherte, führte uns 1 1/2 Stunden durch die Halle und gewährte Zutritt zu den Fahrzeugen. Wie zu Beginn gesagt, wer schräges oder freakiges erwartet hat, der hätte Publikum erleben können, welches nicht in diese Rubrik passte aber in Anbetracht der Fahrzeuge zwangsläufig uneingeschränkt Begeisterung zeigte für die wunderschönen Details des frühen 20. Jahrhunderts. 

Hölzer aller Art, Leder, Messing wussten zu beeindrucken und die vielen Details, die die Fahrzeuge damals noch besaßen, ließen einen staunen. Aber es gab auch immer wieder die Daten zu Leistungsstärke und Bauart, technische Alltagsprobleme, wie zum Beispiel die Türmechanismen oder auch Fragen zu der Arbeit der Kondukteure und Fahrzeugführer, selbst Fahrpreise im Laufe der letzten 100 Jahre wurden anhand der damaligen Einkommensverhältnisse erläutert. Es gab kein Thema, welches nicht angesprochen wurde, aber immer auf eine nette, leichte und vor allem kölsche Art. 

Von Fahrzeug zu Fahrzeug, von Epoche zu Epoche wurden die Besucher durch die Halle geführt und jedesmal gab es Details und Geschichten zu erfahren, die das Interesse noch wachsen ließen. Nach Abschluss der Führung noch ein kurzer Gang durch die Fahrzeuge, die die Modelleisenbahnanlage beherbergten bzw. in denen Monitore Filme und Bilder der Kölner Straßenbahnen zeigten und nach rund 2 1/2 Stunden ging es wieder nach Hause... mit dem Auto... leider!

Also: An alle Nerds, Freaks, Normalos, Alte und Junge, Kölsche... ja selbst Düsseldorfer... Ab in die Tram und auf nach Thielenbruch!